Die Krise als Chance – Fazit der Blogparade #closedoropen

Manchmal gibt es ja ganz besondere Situationen – und die sollte man nutzen, nicht um zu klagen, sondern um die Situation kritisch zu reflektieren. Aus diesem Grund habe ich am 23. Mai zu einer Blogparade #cosedoropen aufgerufen. Was mich umtrieb habe ich in folgenden Fragen formuliert: Sollen die Museen wieder öffnen? Was sagen die Museen? Was die Besucher*innen? Was sind Eure Erfahrungen?

Es freut mich, das es sehr viele, sehr grundlegende und auch sehr unterschiedliche Beträge gab. Hier einmal in der Übersicht:

Gastbeiträge:

Beiträge:

Ganz herzlichen Dank an alle Teilnehmenden! Besonders, da viel Museen nach Monaten der Unsicherheit in den letzten Wochen wieder geöffnet haben. So fiel die Blogparade in eine Zeit der großen Geschäftigkeit und Mehrarbeit – deshalb nochmals Dank für die Teilnahme!

Was kann isch als grundlegende Themen der durchaus disparaten Beiträge erkennen Hier ein kurzes Fazit.

Krisen als Chance sehen!

Daniela Sistermanns vom Marta Herford formuliert es folgendermaßen: „Ich würde mir sehr wünschen, dass sich die Relevanz von Kultureinrichtungen während und auch nach der Corona-Pandemie noch stärker im politischen Bewusstsein verankert. Vielleicht gelingt es sogar eines Tages, dass ihr Stellenwert weniger an nackten Zahlen als an ihrem gesellschaftlichen Auftrag und den damit verbundenen Wirkungen gemessen wird.“
Dieser Wunsch zieht sich durch fast alle Beiträge – mit verschiedener Blickrichtung: Anke Von Heyl und Wibke Ladwig betonen besonders die Leistungen der Kulturvermittlung. Anke von Heyl dazu: „Es wird viel von Kulturvermittlung gesprochen in diesen Tagen. Das sehe ich gerne, zeigt es doch, dass genau jetzt die Stunde derjenigen geschlagen hat, die sonst gerne als nachrangige Disziplin im Ökosystem der Kulturproduktion gesehen wurden. Wobei wir schon ein erfreuliches Aufbrechen hierarchischer Strukturen sehen und die Vermittlung viel öfter als früher von Anfang an in Projekte eingebunden wird.“

Museen in finanzieller Not

Andere wiederum wie das Museum Burg Posterstein schildern die gravierenden Folgen, die die Corona-Krise für die Finanzierung des Museums hat: „Die Verluste für unser Museum durch zwei Monate Schließung, ausfallende Veranstaltungen und Gruppenbesuche sowie durch geringere Besuchszahlen nach der Wiedereröffnung sind einschneidend. Als vereinsgetragenes Haus bekommen wir einen Zuschuss vom Landkreis Altenburger Land, müssen jedoch etwa ein Drittel unseres Budgets selbst erwirtschaften. Die Verluste durch die Corona-Pandemie sind im laufenden Jahr nicht wieder gut zu machen und bedrohen die Existenz des Museums, sollte es keine finanziellen Hilfestellungen geben.“
Das Statement fasst die Situation der kleinen Häuser gut zusammen. Kultur wird in Politik und Verwaltung leider immer noch als Luxus gesehen. Und leider werden immer noch Fußballplätze gegen Museen aufgerechnet. Es ist immer noch falsch, das zu tun, sowie es falsch ist, dass das Museum eine freiwillige kommunale Aufgabe ist! Leider reichen da Appelle nicht aus, wenn es hart auf hart kommt, wird an der Kultur (noch) mehr gespart oder sich die Kultur gespart. Christopher Vila twittert heute: „Das älteste Stadtmuseums Unterfrankens schließt für immer, wenn es nachdem den OB Güntner (CSU) Kitzingen geht. Am Donnerstag findet die Abstimmung im Stadtrat statt. Begründung #Sparzwang wg #Corona.

Immer noch: Analog vs Digital

Man kann es schon nicht mehr hören, aber in den Medien haben viele wieder die berühmte „Authentizität“ vermisst. Und das ist so schade (und leider blickt das Feuilleton immer nur auf die Kunstmuseen. Sorry liebe Kunstmuseen)! Ich sehe es so: Nie hatten die digitalen Angebote solch eine sichtbare und dringende Wichtigkeit. Nie haben die Museen so viele digitale Angebote in kurze Zeit realisiert!
Da höre ich schon wieder die Zwischenrufe: Vieles wirkt aber selbstgestrickt und amateurhaft. Dazu sage ich nur – das mag so sein, aber mit den vorhandenen Ressource ist es mir lieber, dass die Museen experimentieren – auch wenn alles nicht perfekt ist – als zu lamentieren!
Johannes Waldschütz vom Stadtmuseum Stockach bringt es auf den Punkt: „Wenn wir das Digitale jetzt nicht wieder vergessen, sondern digital und analog kombinieren, dann haben wir gute Chancen, dass die Menschen wieder in die Museen strömen und dann haben wir auch deutlich gemacht, dass Museen und Kultur eine Bedeutung für die Gesellschaft haben!“

Blicken die Museen zu sehr auf sich? Netzwerke der Kultur flechten!

Was bei aller Vielfalt in keinemBeitrag gefordert wurde, war das spartenübergreifende Denken. Eine Lobby für die Kultur zu schaffen! Solidarität herzustellen. Forderungen, etwa für die freiberuflich Tätigen, zu unterstützen! Das hätte ich mir gewünscht. Krisen werden in meinen Augen dann produktiv, wenn sie zu Gemeinsamkeit führt – einer Lobby (darf man das Wort noch benutzen) für die gesamte Kultur! Da sind die Museen in meinen Augen eher zögerlich und sehr mit sich selbst beschäftigt.
Ein solche Aktion wäre ja auch ein politisches Signal – bis hin zu konkreten Aktionen der gesellschaftlichen Solidarität! Nach dem Motto: „Wir tun etwas in der Krise“ – etwa kostenlose Führungen für Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte oder ähnliches. Ich habe von keiner solchen Aktion gehört. Aber vielleicht gibt es die.
Die Museen müssen in meinen Augen lauter werden. Aber nicht mit Forderungen sondern mit gesellschaftlich bedeutsamen Aktionen! Ganz im Sinne von Herrn Herkner vom Naturhistorischen Museum Mainz: „Als Leiter einer naturwissenschaftlichen Bildungseinrichtung sehe ich es als meine Aufgabe aufzuklären und die Krise zu nutzen, um Anstöße zum Umdenken zu geben.
Und dafür müssen die Netzwerke der Museen und der Kultur noch viel aktiver werden!

Zum Schluss: Kultur als Genuss – oder warum machen wir das Ganze …

Das Schlusswort soll Max Buddenbohm haben. Er schlendert in seinem Beitrag durch das Museum und es ist ein Spaß, mit ihm im Geist durch die Räume zu schlendern: Ich gehe ziellos entspannt durch die Gänge. Ich habe mir extra einen Anzug angezogen, das habe ich sehr lange nicht mehr gemacht, denn es gab keine Gelegenheit. … Ich habe ein Notizbuch dabei, damit wirke ich gleich noch geistreicher, bilde ich mir zumindest ein, auch wenn mir überhaupt nichts einfällt, was ich notieren könnte, wirklich keine einzige Zeile. Aber das macht nichts, ich bin ja auch nicht hier, um etwas zu leisten. Geleistet haben andere, und es ist schon so dermaßen lange her, dass sie es getan haben, man muss sie gewiss nicht mehr loben dafür und man muss sie auch nicht mehr zu weiteren Leistungen motivieren. Man kann sich die Ergebnisse einfach ansehen und irgendwie finden, es ist vollkommen egal, das ist so unfassbar entspannend…
Ja, ich gehe auf jeden Fall bald wieder ins Museum. Ich merke gerade, es zieht mich dahin. Ein Museum ist ein Raum, in dem mir nichts gehört – und es wird alles, alles meins sein. Das wird schön, stelle ich mir vor.

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