Christopher Vila, ist Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins Egling e.V. und leitet ehrenamtlich das Heimatmuseum Egling.
Jörn Brunottes Aufruf, einen Beitrag zum Thema #closedoropen zu schreiben, komme ich gerne nach, wenn auch viel zu spät. Der Spagat zwischen Alltag, meiner hauptberuflichen Tätigkeit an der Universität und meiner ehrenamtlichen Funktion als Leiter des Heimatmuseums Egling fällt zur Zeit schwer. In diesem Sinne ist dieser Beitrag eine Momentaufnahme und kein recherchierter Erfahrungsbericht.
Der Begriff „Heimat“ hat Konjunktur in den letzten Jahren, nicht zuletzt hat sich damit auch die Wahrnehmung des ländlichen Raums verändert. Trotzdem mussten wir das Museum während Corona schließen und konnten kein Alternativprogramm bieten. Als ich vor einem Jahr Vorsitz und Leitung übernahm, waren meine ersten Projekte schnell klar: Leitbild erarbeiten, Sammlung erschließen, Dauerausstellung überarbeiten, nebenher neue Fördermitglieder gewinnen und trotzdem mit Veranstaltungen im Gemeindeleben präsent bleiben. Schnell stolperte ich über die Tatsache, dass wir keinen Internetzugang im Museum hatten; da wir auf dem Land sind, ist die Netzabdeckung auch nicht immer von bester Güte. Gesagt, getan. Antrag für einen Internetzugang auf der Gemeinde gestellt. Unser Bürgermeister war auch sofort begeistert, aber womit wir beide nicht rechneten waren die technischen Hürden, die uns noch bevorstehen sollten.
Spulen wir vor: 1 Jahr und 1 Monat später, seit Mai 2020 haben wir endlich einen Internetzugang – da war das Museum allerdings schon 2 Monate geschlossen aufgrund von Corona. Nun haben wir Ende Juni und das Museum ist immer noch geschlossen. Wir haben die Zeit genutzt, um dringende Verwaltungsarbeiten zu erledigen, Sammlungsteile zu erschließen, unseren Social Media Auftritt vorzubereiten und zu implementieren sowie die ersten Vorarbeiten für unsere Homepage zu leisten. Nun stehen wir vor der Herausforderung, das Museum mit allen Auflagen wieder zu eröffnen – diese bringt uns an die Grenzen des Möglichen. Alle Arbeiten im Museum werden ehrenamtlich erbracht, i.d.R. von Mitgliedern, die der Risikogruppe angehören, die baulichen und räumlichen Gegebenheiten eines Altbaus sind herausfordernd und ermöglichen es nicht im Einklang mit den Vorgaben einen laufenden Betrieb umzusetzen. Für uns heißt das, die Schließzeit geht weiter und wir werden jetzt dank Internetzugang unsere digitalen Angebote in den Fokus rücken.
Fazit: Wenn ich in die Runde der vielen Kultureinrichtungen in den Nachbargemeinden blicke, so sind viele immer noch weit von einem Internetzugang oder -präsenz entfernt. Die Kultureinrichtungen im ländlichen Raum kämpfen mit zwei Herausforderungen: zum Einen der infrastrukturellen Benachteiligung und zum Anderen der Frage der Finanzierung. Beides könnte gelöst werden, wenn die Rolle der Kulturmacher und -akteure im ländlichen Raum vor Ort in der Fläche gestärkt wird und nicht nur partiell an Brennpunkten. Die Corona-Lage hatte auch positive Effekte für Kulturinstitutionen im ländlichen Raum. So sind zahlreiche Soforthilfeprogramme gestartet worden, um diesen unter die Arme zu greifen. Allerdings stellt sich die Frage, wieso dies nicht bereits vorher möglich war, wir bieten sozusagen „Kultur im Wohnzimmer“ – direkt vor Ort also. Wir verstehen uns dabei nicht als Vertreter einer Sparte, sondern als Bühne der Kultur im ländlichen Raum und diese Häuser gilt es nachhaltig zu stärken und das nicht nur in Krisenzeiten.
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