Petra Neumann ist in der Stadt Schmölln für das Knopf- und Regionalmuseum zuständig
Es hat sich schon etwas merkwürdig für mich angefühlt – mitten in der Coronakrise, am 1. April, meine neue Stelle in Thüringen anzutreten. Seitdem bin ich bei der Stadtverwaltung Schmölln tätig und u.a. auch für das Knopf- und Regionalmuseum zuständig.
Das bedeutet natürlich auch, dass ich mich zunächst in mehrere Aufgabengebiete einarbeiten musste. Und gerade in Hinsicht auf das Museum, brauchte ich als erstes einen Überblick über den Staus quo. Um es kurz zu fassen – aufgrund der Vernachlässigung in den letzten Jahren gibt es in allen Bereichen der musealen Arbeit immensen Nachholbedarf.
Aber – es gibt Hoffnung. Während der notwendigen Schließung während der Corona-Krise wurde ein neuer digitaler Arbeitsplatz eingerichtet. Unterstützt durch meine Kollegin aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit haben wir die ersten Social Media-Kanäle eingerichtet und sind nun auf Twitter und Facebook vertreten. Und zum Internationalen Museumstag starteten wir unsere ersten kleinen Online-Aktionen. Sicher, das ist alles noch ausbaufähig – aber ein Anfang ist gemacht. Und das ist aus meiner Sicht das Wichtigste – anfangen und neustarten.
Deshalb waren sich hier alle Verantwortlichen einig, dass wir unser Museum für den Besucherverkehr wieder öffnen werden, sobald es die Situation erlaubt. Dazu gehörten nicht nur die äußeren Rahmenbedingungen, sondern auch unsere internen. Aus diesem Grund haben wir erst heute, am 20. Juni, wieder geöffnet. Unser Museum hat zwei Standorte, ein historisches Fachwerkhaus und eine umgebaute Turnhalle mit einem Maschinenpark. Aufgrund der notwendigen Hygienemaßnahmen und hinsichtlich unserer Personalsituation haben wir uns entschlossen, zunächst nur das historische Gebäude zu öffnen, welches Sammlungsobjekte zur Knopfproduktion in Schmölln sowie zur Regionalgeschichte beherbergt.
Wir haben die in der Thüringer Corona-Verordnung vorgegebenen Hygienemaßnahmen auf unsere Raumsituation angepasst. Einige sperrige Exponate mussten ins Depot weichen, einiges wurde umgestellt, Markierungen und Hinweisschilder angebracht. So können wir trotz der räumlichen Bedingungen gewährleisten, dass die Besucher zum größten Teil auf Rundgängen durch die Sammlungen gehen können. An den wenigen Engstellen weisen wir zusätzlich auf gegenseitige Rücksichtnahme und das Einhalten der Abstandsregeln hin.
Ein großer Teil des bisherigen Besucheraufkommens waren Gruppen von auswärts, Schulklassen und Touristen. Da wir momentan keine Führungen anbieten, gehen wir davon aus, dass sich ohnehin keine größeren Gruppen gleichzeitig im Museum aufhalten werden. Möglicherweise kommen in der aktuellen Situation jedoch mehr Besucher aus der unmittelbaren Region, d.h. Thüringen und dem unmittelbar angrenzenden Sachsen. Wir werden das beobachten.
Generell ist es mein Anliegen, unsere ersten Schritte im Digitalen auszubauen, neue analoge Angebote zu entwickeln und beide Bereiche so miteinander zu verbinden, dass sie sich gegenseitig stärkend ergänzen und damit die Attraktivität unseres Museums peu à peu erhöhen. Gerade in der Ausnahmesituation der Pandemie hat sich gezeigt, dass man die digitale und analoge Welt nicht mehr allein denken kann. Das ist wie ein Paar Schuhe, der Linke gehört zum Rechten und umgekehrt. Dazu gehört natürlich auch, viel mehr darauf zu hören, was sich Besucher wünschen – also Augen und Ohren ganz weit aufsperren, gedanklich in den Schuhen des Besuchers spazieren gehen. Da kommt wieder mein Steckenpferd Servicedesign ins Spiel, Stichwort Besucherorientierung. Aber es gehört auch dazu, Beteiligte und Interessierte aus der Region, der Stadt, aus dem Tourismus, der Gastronomie, Vereine und Bildungseinrichtungen einzubinden und in diese Weiterentwicklung einzubeziehen. Und mit Interessierte meine ich natürlich ganz besonders die Kolleg*innen aus anderen Museen und Kultureinrichtungen. Hier gilt es bestehende Vernetzungen zu pflegen und zu intensivieren, neue Kontakte zu knüpfen und neue Kooperationen auszuloten.
Mein Fazit aus #closedoropen ist, dass ein Neustart immer neue Chancen bietet – in unserem Fall, dem Museum und auch mir ganz persönlich.