Kon Tiki – mit dem Floß über den Pazifik …

In der jetzigen Situation ist es besser, lesend zu reisen. Heute ein Buchtipp, über ein Abenteuer, das mich schon als Kind fasziniert hat und es immer noch tut.
6 Männer treiben auf einem Balsafloß über den Atlantik. Eine abenteuerliche Fahrt. Man schrieb das Jahr 1947. Thor Heyerdahl war überzeugt: Die polynesischen Kultur hatte ihren Anfang in Peru. 1941 stellte er seine Theorie der Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus in International Science vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg braucht es noch einige Jahre, bis er seine Theorie beweisen konnte. Seine Frage lautete: Waren die Menschen vor über 1500 Jahren fähig, die Weiten und Gefahren des Pazifischen Ozeans zu überwinden? Um das zu demonstrieren, baute er zusammen mit fünf Freunden ein Balsafloß, die „Kon-Tiki“. 1947 begann die gefahrvolle Reise ins Ungewisse. Denn zwischen den abenteuerlustigen Forschern und ihrem Ziel erstreckte sich eine 7000 Kilometer weite Wasserwelt. Nach 101 Tagen erreichten sie – der Skepsis der damaligen Fachwelt zum trotz – ihr Ziel. 
Woher kommen die Polynesier? Diese grundsätzlich Frage ließ Heyerdahl nicht mehr los. Kein Inselreich liegt so weit von allen Kontinenten entfernt wie die polynesischen Inseln: weit über 1000 Landsplitter, verstreut in einer Wasserwelt, die viermal so groß ist wie Europa. Seit Jahrtausenden leben Menschen dort. Die damalige Lehrmeinung ging davon aus, dass sie aus Asien stammten. Aber niemand lieferte eine belastbare Erklärung, wie sie nach Polynesien gelangt sein könnten.

Heyerdahl hingegen glaubte, dass Ureinwohner aus Peru um 500 n. Chr. das ferne Inselreich erobert hätten – mit Flößen, gefertigt aus dem leichten Balsaholz. Seine These war damals so gewagt, dass keiner sie unterstützte!
Der Auslöser für seine Theorie war sein Besuch auf Fatu Hiva, einer Insel der Marquesas. Heyerdahl kam im Alter von 22 Jahren zum ersten Mal nach Polynesien. Für ein Jahr lebte er mit seiner damaligen Frau Liv auf Fata Hiva, um zoologische Studien zu den Wanderungsrouten von Tieren zu treiben. Die Steinfiguren, die der Norweger dort sah, erinnerten ihn an Skulpturen in Peru.
In Inka-Legenden stieß er auf einen Sonnenkönig Virakocha.
Der Name Virakocha stammt aus der Inkasprache (ketchua) und ist folglich neueren Datums. Der ursprüngliche Name des Sonnengottes Virakocha, der scheinbar in der alten Zeit Perus verwendet wurde, war Kon-Tiki oder Illa-Tiki, was Sonnen-Tiki oder Feuer-Tiki bedeutet. Kon-Tiki war der oberste Priester und Sonnenkönig der weißen Männer aus den Legenden der Inkas, die die ungeheuren Ruinen am Titicacasee hinterlassen haben. Die Legende berichtet, dass Kon-Tiki von einem Häuptling namens Cari angegriffen wurde, der aus dem Coquimbo-Tal kam. In einer Schlacht auf einer Insel des Titicacasees wurden die geheimnisvollen weißen und bärtigen Männer vollständig massakriert, während Kon-tiki selbst und seine nächsten Gefolgsleute entkamen und schließlich an die Küste gelangten, von der sie am Ende über das Meer nach Westen entschwanden.“ Ich war nun nicht mehr länger im Zweifel, dass der weiße Häuptlingsgott Sonnen-Tiki, von dem die Inkas berichteten, dass ihn ihre Vorväter auf den Stillen Ozean getrieben hatten, mit dem weißen Häuptlingsgott Tiki identisch war, mit Tiki, dem Sohn der Sonne, den alle Bewohner der östlichen Südseeinseln als ihren ursprünglichen Stammvater feierten. „

Diese Spur ließ ihn nicht mehr los und er wagte sich mit seinen Freunden Knut Haugland, Bengt Danielsson, Erik Hesselberg, Torstein Raaby und Hermann Watzinger auf den Pazifik!

Kon-Tiki“ ist ein Reisebericht, dem die Abenteuerlust quasi nur so aus den Seiten quillt. Mit seinem mitreißenden und amüsanten Stil packt Heyerdahl einen direkt auf der ersten Seite. Selbst die Beschreibung der beschwerlichen Wege durch die Bürokratie, die vor der Expedition bewältigt werden mussten, sind zum Schmunzeln: „… In unserem praktischen Zeitalter kann selbst eine Floßreise die Papierindustrie eine halbe Fichte kosten.“
„Möchte schwören, dass die Korrespondenz zehn Kilo wiegt“, sagte Knut ergeben eines Tages, als er wieder an der Schreibmaschine hing.
„Zwölf“, sagte Torstein trocken, „ich hab sie gewogen“.

Und im Folgenden erzählt Heyerdahl von der harten Schule auf See aber auch von der Schönheit des Meeres und der perfekten Seetauglichkeit des Balsaflosses.
Vielleicht muss man auf einem Floß segeln„, notiert Heyerdahl, „um solch sonderbare Fische zu entdecken.“ Mit Angeln fischen sie Goldmakrelen und Gelbflossen-Tune, braten das Fischfleisch auf ihrer Kochstelle neben der Hütte. Forscher hatten bis dahin angenommen, dass Meerestiere vornehmlich in küstennahen Strömungen vorkamen, und folgerten, dass die frühen Segler auf dem offenen Meer verhungert sein müssten. Doch den Norwegern fiel es leicht, den Nachschub zu sichern. Oft kreisten Haie ums Floß. Die Männer fingen sie mit einem Haken und zogen sie an der Schwanzflosse aufs Deck. Um Flüssigkeit zu sammeln, spannten sie Segeltücher fürs Regenwasser auf.

Insgesamt 101 Tage dauerte die Expedition bis zum Raroia-Atoll. Heyerdahl hatte mit hohem Risiko bewiesen, dass es möglich ist, von Südamerika nach Polynesien zu segeln!

Empfehlung – (wer es noch nicht kennt) unbedingt lesen!

Und wer in Oslo ist, sollte unbedingt das KonTiki Museum besuchen.


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