Im Gespräch mit Beate Ecke über die Herausforderungen der Ausstellungsgestaltung

Beate Ecke ist Mitinhaberin des Büros eckedesign mit Sitz in Berlin und Potsdam. Eines der Arbeitsbereiche von eckedesign ist die Gestaltung von Ausstellungen und Museen. Dabei gestaltet und produziert eckedesign sowohl die Ausstellungsarchitektur als auch die Ausstellungsgrafik und die immer häufiger eingesetzten digitalen Medien und ihre Oberflächen.

JB: Wie gehen Sie bei der Gestaltung einer Ausstellung grundsätzlich vor? Was sind die wichtigsten Parameter?

BE: Das ist eine sehr komplexe Frage, denn wir arbeiten in zwei oder drei Bereichen (Ausstellungsarchitektur, Grafik und Medien). Für alle drei Bereiche gibt es aber einen grundsätzlichen Ablauf: Informationsermittlung, Konzept, Entwurf, Ausarbeitung des Entwurfes, Produktion und Produktionsüberwachung.
Dazwischen gibt es immer wieder Präsentationen und Abstimmungen.

JB: Wie arbeiten Sie konkret mit dem Museum zusammen?

BE: Ich sehe das Entstehen einer Ausstellung als ein Gemeinschaftsprojekt des Museums mit den Ausstellungsgestaltern. Wir präsentieren einen oder mehrere Entwürfe, von denen einer gewählt wird. Anschließend gibt es verschiedene Stufen der Anpassung des Entwurfes an die Erfordernisse der Ausstellung, der Räume, der auszustellenden Objekte und an die Wünsche des Museums. Unser Konzept, unser Entwurf bleibt dabei erhalten.

JB: Welche Rolle spielen die musealen Objekte für Sie?

BE: Museumsobjekte werden in der Regel nicht gesammelt und ausgestellt, weil sie schön oder außergewöhnlich sind, sondern weil sie eine Idee oder einen Sachverhalt repräsentieren. Das Objekt an sich ist durch seine Musealisierung aus seinem ursprünglichen Kontext genommen und in einen neuen Kontext gestellt worden. Der Museumsbesucher kann es ansehen und bewundern, er kann sich aber nicht mehr oder nur sehr schwer vorstellen, wie und in welchem Umfeld es erzeugt und genutzt worden ist – es erklärt sich nicht von allein.
Es ist das Ziel der Ausstellung, diesem Objekt die Informationen für die es steht, hinzuzufügen, sie wahrnehmbar zu machen, sie zu inszenieren und zu vermitteln.

JB: Welche Bedeutung hat denn dann die Vermittlung?

BE: Die Bedeutung von Museen ist sicher auch davon abhängig, inwieweit es die Museen verstehen, ihr eigenes Thema publikums- und zugleich bildungswirksam in Museumspräsentationen, Sonder- und Wanderausstellungen zu vermitteln. Unser Anspruch als Gestalter ist es, die Ausstellungen so zu gestalten, dass die Besucher Erkenntnisse gewinnen und daraus Anregungen für ihr eigenes Leben bekommen.

JB: Wo sehen Sie die größte Herausforderung für die Museen der Zukunft?

BE: Museen stehen vor großen Herausforderungen. Mit der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie haben herkömmliche museale Objekte und die mit ihnen verknüpften Inhalte eine neue Dimension bekommen. Zusätzlich entstehen digitale Originalobjekte, das heißt originär digital erzeugte Daten, die nicht durch die Umwandlung von analogen in digitale Informationen entstanden sind, zum Beispiel Werke der Medienkunst oder Webseiten. Damit ist die Herausforderung der Speicherung und Langzeitarchivierung einer immer schneller wachsenden Datenmenge verbunden. Das heißt, dass nicht nur die in der jeweiligen Zeit aktuellen Datenträger aufbewahrt werden müssen, sondern auch die dazu gehörigen Abspielumgebungen mit Hard- und Software. Museen stehen mit diesem Problem allerdings nicht allein da, sondern befinden sich in der Gesellschaft von Wissenschaftlichen Instituten, Bibliotheken und Firmen.

Museen haben darüber hinaus ein utopisches Potential. Es liegt darin, durchdachte oder erträumte Spekulation, Reflexion, Retrospektive und Prospektion hervorzurufen. Das Nachdenken darüber, wie die Haltung der Aufmerksamkeit, des Staunens, der Neugier und des interessierten Aufnehmens in die Zukunft übernommen werden kann, kann als Basis für die Konzeption und Schaffung eines neuen Typs von Museen gelten.
Vielleicht könnte dieser neue Typ ein virtuelles Museum sein…

JB: Liebe Frau Ecke, wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

 

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