Am Karfreitag – Glaubenszweifel …

Heute, nach langem, mal wieder ein Blogbeitrag. Dieser handelt nicht von Kultur und Museen. Am Karfreitag habe ich die Muße, einmal über mein Verhältnis zu Kirche und christlichem Glauben nachzudenken.

Aufgewachsen im evangelischen Glauben

Aufgewachsene bin ich „auf dem Dorf“ in Niedersachsen in einer Familie, in der der Glaube einfach dazugehörte. Es war keine reflektiertes Christ sein, sondern man gehörte wie selbstverständlich zur evangelischen Gemeinde. Das war auf dem Dorf Tradition. Außerdem war mein Onkel Pastor, also hatte ich den „Glauben“ sozusagen in der Familie. In dieser Tradition stehend, wurde ich getauft und konfirmiert. Nach dem Abitur fing ich sogar ein Theologiestudium an. Beflügelt von den evangelischen Kirchentagen in den 80’ern und der damaligen Befreiungstheologie, sah ich darin einen Weg, die Gesellschaft zu einem besseren Ort zu machen. Doch schnell erkannte ich, wie naiv diese Vorstellung war. Das Studium, das ich nach einigen Semestern abbrach, führte aber immerhin zu einer intensiven Beschäftigung mit Bibel, Glaube, Gemeinde und Volkskirche.

Man muss nur die Traditionen erneuern und die Gemeinde reformieren …

Aus dieser Beschäftigung besonders mit dem Gemeindeleben, kamen mir die Rituale in der Volkskirche völlig überholt und weltfremd vor. Ich dachte damals noch, man müsste diese nur reformieren, um eine grundsätzliche Veränderung zu erreichen – hin zu mehr gesellschaftlicher Solidarität und Gerechtigkeit. Doch wer die Volkskirche kennt, weiß wie hoffnungslos ein solches Vorhaben ist. Mir fällt dazu der Beitrag von Hanns Dieter Hüsch ein:

In seinem Sketch stellt er lakonisch fest, dass Gott aus der Kirche ausgetreten ist!

Grundsätzliche Zweifel

Große Zweifel hatte ich am sogenannte Sühnetod! Ist Jesus für unsere Sünden am Kreuz gestorben? Konnte Gott sich nur durch dieses schreckliche Opfer wieder mit den Menschen versöhnen? Der Vorstellung vom Sühnetod liegt ein grausames, negatives Menschen- und Gottesbild zugrunde: Der sündige Mensch trifft auf einen unversöhnten, zornigen Gott. Ist denn das „Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ( … ) böse von Jugend auf“? wie es schon im Alten Testament heißt? Sind die Menschen, wie Paulus schreibt: „voll von aller Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier, Bosheit, voll Neid, Mord, Hader, List, Niedertracht … unvernünftig, treulos, lieblos, unbarmherzig“? Sind die Menschen also wirklich so schlecht, dass ein Unschuldiger für sie gefoltert und hingerichtet werden musste? Noch immer herrscht in der Kirche diese Vorstellung vor: Der Mensch ist schlecht – von Grund auf. Ich persönlich sehe den Menschen völlig anders. Dies Menschenbild diente zum Knechten und Unterdrücken – nicht zur Freiheit und zum kritischen Denken. Ich kann jedem nur das Buch „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman empfehlen. Unbedingt lesen. Dort weist er nach, wie es dazu kam, dass eine solches negatives Menschenbild so weit verbreitet ist und wie wenig es mit der anthroplogischen Grundausrichtung des Menschen zu tun hat!

Ein weiteres Problem habe ich mit der „Auferstehung“. Auch nach hartnäckigem Nachfragen bei Theologen konnte mir keiner erklären, was es damit auf sich hat. Ist Jesus nur „wirklich“ von den Toten auferstanden- wider alle Vernunft. Oder ist das alles nur ein Bild, eine Metapher?

Gegen den Ausschließlichkeitsanspruch

Aber das war noch nicht der eigentlich „Kern“ meines Zweifels. Mir wollte nicht einleuchten, warum man „nur durch Christus“ selig werden könne. Dieser Ausschließlichkeitsgedanke stieß mich ab. Und weiterhin konnte ich nicht glauben, das Jesus Gottes Sohn sei. Mensch und Gott sind nicht vereinbar. Da fiel mir Karl Jaspers Buch „Der philosophische Glaube“ in die Hände. In diesem erläutert Jaspers das Problem grundlegend so: „Die Christusreligion enthält die Wahrheit, dass Gott zum Menschen durch Menschen spricht, aber Gott spricht durch viele Menschen, in der Bibel durch die Reihe der Propheten, in der als letzter Jesus steht; kein Mensch kann Gott sein: Gott spricht durch keinen Menschen ausschließlich, durch jeden auch noch vieldeutig“. Jesus ist mehr Rebell als Erlöser!

Ganz genau so sehe ich as auch. Aber diese Erkenntnis hilft mir für den Alltag noch nicht weiter bzw. habe ich bis heute keinen Ort und keine Weise, meinen Glauben gemeinsam zu leben.

Also bin ich weiter auf der Suche…

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