50 Jahre „Songs of Love and Hate“ von Leonard Cohen

Im Frühjahr 1971 erschien die LP „Songs of Love and Hate“. Es war Cohens dritte Platte und so langsam freundete er sich damit an, sich als Musiker zu verstehen und nicht nur als Dichter und Schriftsteller.

Anfang der sechziger Jahre hatte sich Cohen in Griechenland auf der Insel Hydra niedergelassen. Dort schrieb er die Romane „The Favourite Game“ und „Beautiful Losers“ aber auch erste Songs, darunter „Suzanne“. Seine norwegische Freundin Marianne Ihlen, mit der er in einer kargen Unterkunft zusammenlebte, verewigte er in dem Stück „So Long, Marianne“. 1967 kehrte Leonard Cohen wieder nach Amerika zurück und zog in die Lower East Side in New York.

Nach den Platten Songs of Leonard Cohen (1967) und Songs from a Room (1969) kann man in Songs of Love and Hate eine musikalische Weiterentwicklung erkennen. Auf dieser LP achtete Cohen selber auf die Arrangements und ließ sie nicht wie bei den beiden vorherigen Platten von Profimusikern arrangieren. Außerdem setze er mit Corlynn Hanney und Susan Mussmano erstmals Backgroundsängerinnen ein. Cohen sagte dazu „Frauen auf der Bühne sind für mich sehr wichtig. Sie sind im hohen Maße involvierte „geistige“ Personen. Meine Stimme ist ohne die weibliche Stimme leer. Erst durch die Nähe von Frauenstimme gewinnt sie an Intensität.“

A-Seite

  1. Avalanche (4:59)
  2. Last Year’s Man (5:55)
  3. Dress Rehearsal Rag (6:01)
  4. Diamonds in the Mine (3:46)

B-Seite

  1. Love Calls You by Your Name (5:36)
  2. Famous Blue Raincoat (5:05)
  3. Sing Another Song, Boys (6:10)
  4. Joan of Arc (6:21)

Die Stimmung auf dem Album ist düster und traurig. Cohen versucht aber auf der LP seine musikalische Möglichkeiten auszubauen. Dem Song Avalanche fügte er ein Streicherarrangement hinzu, in Last Years Man und Dress Rehersal Rag ist eine Londoner Kinderchor zu hören.

Der bekannteste Song ist allerdings Famous Blue Raincoat.

Leonard Cohens direkten und einfachen Worte boten Anknüpfungspunkte für viele Hörer*innen, um sich mit seinen Liedern zu identifizieren. Zugleich steckten sie aber auch voller Abgründe, doppelter Böden und seltsamem Witz. Wovon das in Briefform geschriebene „Famous Blue Raincoat“ handelt, ist dann auch gar nicht so eindeutig. Christof Graf, der eine Biografie über Cohen geschrieben hat, bemerkt dazu: „Famous Blue Rainacot“ beschreibt eine Wanderung zwischen zwei Welten – eine Wanderung, die beschwert ist mit der Bürde der Vergangenheit. … Er singt von einer Welt, in der sich Männer und Frauen wirklich lieben – aber nur, um sich wieder verlassen zu können, weil der Moment der Trennung tiefere Gefühle hervorruft als monotone Beständigkeit.“ (Graf 1996, S. 125)

Ohne ganz große Gefühle ist bei Leonard Cohen ein Song nicht zu haben. Immer geht es um das Drama der Liebe und der Unmöglichkeit, diese im Alltag zu leben.

Aber am besten hört mach sich die LP einfach wieder einmal an!

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Eine Antwort auf 50 Jahre „Songs of Love and Hate“ von Leonard Cohen

  1. Glumm sagt:

    Wenn Cohen singt, steht immer eine fast leere Flasche Wein in Griffweite, und New York ist kalt und mittelalterlich, doch irgendwo da draußen ist eine Frau, die zurückkommt und dich aus dem ganzen Schlamassel herausholt, für eine Weile.

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