Die aktuelle Ausstellung Umbo. Fotograf in der Berlinischen Galerie ist für mich ein typisches Beispiel für meine Probleme – obwohl Kunsthistoriker – mit Kunstmuseen. Um es einmal prägnant auszudrücken: Wer kein Vorwissen hat, ist relativ „verloren“. Informationen sind rar, Hintergründe nur spärlich angeboten. Diese Ausstellung ist eine Ausstellung für Wissende, für Gebildete. Vermittlung in der Ausstellung ist nicht vorgesehen.
Thema ist die Wiederentdeckung des Fotografen UMBO. Er gilt als „Erfinder des Bildes der Neuen Frau, des neuen Bildes der Straße, der fotografischen Reportage schlechthin. Sein Name steht für den jugendbewegten Aufbruch der Wandervögel aus der Wilhelminischen Ära ins frühe Bauhaus“ .
Wie ist die Ausstellung konzipiert?
Es gibt die Fotos, locker thematisch gereiht. Es gibt kurze Raumtexte und es gibt einen Film aus dem Archiv, in dem UMBO interviewt wurde.
Mehr Informationen sind nicht vorgesehen. Man erfährt außer den Standortdaten (Titel, Jahr, Leihgeber) nur in Ausnahmen, wer die Personen auf den Fotos sind. Sie werden benannt aber keine Erläuterungen geboten. Zur Technik und zum Herstellungsverfahren erfährt man nichts. Es gibt auch keine Vergleiche zu anderen Fotografen aus der Zeit. Quervervbindungen werden nicht hergestellt. Zusatzinformation in Form einer App oder eines AudioGuides werden nicht geboten.
Die Berlinische Galerie bietet zwar viele Führungsangebote an – aber die sind hier explizit nicht gemeint. Mir geht es um die Konzeption der Ausstellung, die sich den Besucher*innen auch erschließen sollte, wenn keine Führung angeboten wird. Hier vermute ich das „klassische“ Vorgehen: Erst wird eine Ausstellung kuratiert, dann dürfen sich die Museumspädagog*innen etwas ausdenken. Die Vermittlung wird (immer noch) nicht als grundlegender Teil der Ausstellungskonzeption mitgedacht.
Das ist alles sehr schade, denn die Fotos von UMBO sind sehr sehenswert. So bleibt aber für die Besucher*innen lediglich oder immerhin die schöne Oberfläche.
Wichtig wäre es aber, wenn die Kunstmuseen endlich auch eine Vermittlung in der Ausstellung anstrebten, die schon bei der Konzeption der Ausstellung mit beteiligt ist! Ich tue damit einigen Museen – Ausnahmen bestätigen die Regel – sicher Unrecht. Aber nach meinem Eindruck ist diese Art Ausstellung (leider) der Normalfall.
Abbildungen:
1. Umbo, Ohne Titel (Selbstporträt), um 1930
© Phyllis Umbehr/Galerie Kicken Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Repro: Anja E. Witte
2. Ausstellungsansicht „Umbo. Fotograf. Werke 1926–1956“, © Foto: Harry Schnitger